- Firmenpleiten sind um 25,7 Prozent auf 6.813 Fälle gestiegen
- Handel, Baugewerbe, Gastronomie und Logistik am stärksten von Insolvenzen betroffen
- Prognose: 7.000 Firmeninsolvenzen möglich
Wien, 27. Februar 2025 – Im vergangenen Jahr meldeten in Österreich 6.813 Unternehmen eine Insolvenz an. Damit stiegen die Firmenpleiten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 25,7 Prozent (2023: 5.419 Firmeninsolvenzen). So lauten die zentralen Ergebnisse der Analyse der Firmeninsolvenzen 2024 des Informationsdienstleisters CRIF.
Prognose: Anstieg im Jahr 2025 auf bis zu 7.000 Insolvenzen
„Die Unternehmen in Österreich sehen sich weiterhin mit erheblichen Problemen konfrontiert. Die Wirtschaft steckt weiter im Krisenmodus. Insbesondere hohe Energie-und Lohnkosten, geopolitische sowie politische Unsicherheiten und die anhaltende Rezession belasten die Unternehmen. In der Summe führt das Vorhandensein nicht nur einer, sondern mehrerer parallel verlaufender Krisen zu mehr finanzieller Instabilität bei den Unternehmen“, kommentiert Boris Recsey, Geschäftsführer von CRIF Österreich, die aktuellen Zahlen. Der Informationsdienstleister CRIF geht davon aus, dass die Insolvenzen auch im Jahr 2025 weiter steigen werden. Die aktuelle Prognose liegt bei etwas über 7.000 Insolvenzen für das aktuelle Jahr. Da die Insolvenzstatistik stets die Vergangenheit abbildet, also gewissermaßen einen Blick in den Rückspiegel darstellt, werden die genauen Auswirkungen der Krisen auch im kommenden Jahr sichtbar werden.
Am meisten Firmeninsolvenzen in Wien
Im Jahr 2024 verzeichnete Wien mit 2.705 Firmeninsolvenzen den höchsten Wert. Es folgen Niederösterreich mit 1.167 Insolvenzen, die Steiermark (750), Oberösterreich (733), Kärnten (386), Tirol (359), Salzburg (349), das Burgenland (197) und Vorarlberg (167). Wien verzeichnete auch hinsichtlich der Insolvenzdichte mit 194 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen den höchsten Wert im Jahr 2024. Der Durchschnitt lag im vergangenen Jahr bei 117 Insolvenzen je 10.000 Firmen. Die wenigsten Firmenpleiten gab es im vergangenen Jahr in Tirol (63 je 10.000 Unternehmen). Wenig Insolvenzen meldete zudem Vorarlberg (65 Insolvenzen je 10.000 Unternehmen).
Stärkster prozentualer Anstieg in Wien
In Wien gab es im Jahr nicht nur die meisten Firmenpleiten, sondern auch den höchsten Anstieg (plus 41,9 Prozent). Auch im Burgenland (plus 36,9 Prozent) und in der Steiermark (plus 24,2 Prozent) sind die Firmeninsolvenzen stärker angestiegen als im Durchschnitt (plus 25,7 Prozent). In Salzburg (plus 9,4 Prozent) und in Niederösterreich (plus 9,5 Prozent) fiel der Anstieg geringer aus.
Hinsichtlich der Branchen waren im letzten Jahr vor allem der Handel (1.266), das Baugewerbe (1.167) und die Gastronomie (827) von Insolvenzen betroffen. „Die steigenden Firmeninsolvenzzahlen zeigen die Notwendigkeit für österreichische Unternehmen, Risiken rechtzeitig zu erkennen und mehr in Prävention sowie eine solide Strategie zu investieren. Eine ausgeprägte Risikokultur und der effektive Einsatz von Ressourcen sind entscheidend für langfristigen Erfolg und Resilienz des Unternehmens“, so Recsey.
Indikatoren einer möglichen Insolvenz
In der betrieblichen Praxis lassen sich typische Verhaltensmuster identifizieren, die auf eine prekäre Situation eines Unternehmens hinweisen. Dazu zählen beispielsweise eine verschlechterte Zahlungsmoral, ein verändertes Bestellverhalten oder häufige Änderungen in der Geschäftsführung, Bankverbindung oder Firmierung. Weitere Indikatoren sind Zahlungsverzögerungen aufgrund ungerechtfertigter Mängelrügen, gebrochene mündliche Zusagen oder häufig angeforderte Rechnungskopien. Zudem werden keine Neuanschaffungen mehr getätigt und veraltete Produktionsanlagen genutzt. Hinweise auf eine finanzielle Schieflage sind auch der Verbrauch von Eigenkapital über Jahre hinweg oder die mehrfache Erhöhung der Kreditlinie (Fremdkapitaleinsatz).
Insolvenzen oder das schlechte Zahlungsverhalten von Unternehmen belasten oft die mittelständischen und kleingewerblichen Betriebe. Dies liegt daran, dass ein Mangel an Liquidität, der beispielsweise durch verspätete oder unbezahlte Rechnungen entsteht, als eine der häufigsten Ursachen für Insolvenzen gilt. Zusätzlich bedeuten nicht oder zu spät bezahlte Rechnungen durch Kunden oder Auftraggeber einen erhöhten Verwaltungsaufwand und zusätzliche Kosten für die betroffenen Unternehmen.
Im schlimmsten Fall kann sich ein Teufelskreis entwickeln, da Unternehmen durch verspätete Zahlungen ihrer Kunden länger als geplant auf ihre eigenen Investitionen verzichten müssen oder sogar Bestellungen nicht bedienen können. Dies kann bei kleinen Unternehmen zu einer wirtschaftlichen Schieflage führen.
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Über CRIF
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